Verwaltungsneubau soll verkauft werden |
veröffentlicht von Administrator am 17.7.2020 |
In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Liegenschaften am 17. Juni 2020 stand der Verkauf des Verwaltungsneubaus am Marktplatz auf der Tagesordnung. Statt einer Abstimmung über diesen Antrag wurde die Entscheidung erst einmal verschoben. Sie steht demnach noch bevor. Es geht um den Verkauf des gemeinsam mit der Sparkasse in den 1970er Jahren erbauten Verwaltungsgebäudes am Markt, in dem das Bürgerbüro und das Bauamt untergebracht sind. In diesem Gebäude befinden sich im Erdgeschoss die einzigen barrierefreien Büros der Stadt, das Ehrenamtsbüro mit wöchentlichen Beratungsterminen des Senioren- und Behindertenbeirats und die einzige öffentliche Behindertentoilette in der Altstadt von Horn. Im Keller des Gebäudes befindet sich auch die Energiezentrale für diese Gebäude und das Rathaus.
Hintergrund für den Antrag ist, dass sich ein Investor für dieses Sahnestückchen in zentraler Lage interessiert, das Gebäude erwerben und abreißen will, um darauf eine neue Immobilie zu errichten. Ihm soll laut Antrag die Immobilie zu einem sehr geringen Preis verkauft werden.
Doch würde dieser Verkauf einen Umbau des Rathauses nach sich ziehen und bis zur Fertigstellung des geplanten Umbaus des Kotzenbergschen Hofs, der ja noch nicht einmal begonnen wurde und frühestens in 3 Jahren abgeschlossen sein wird, teure und unzureichende Zwischenlösungen erforderlich machen.
Als Ersatz für die Büros im Verwaltungsneubau soll der Rathaussaal zu Büros umgebaut werden und die Ratssitzungen in die Burgscheune verlegt werden. Das Bürgerbüro soll provisorisch im Dachgeschoss der Burgscheune untergebracht werden. Allein die Kosten für den Umbau des Rathauses lägen im deutlich siebenstelligen Bereich. Und auch in der Burscheune wären Umbaumaßnahmen nötig. Das ganze wäre aber nur eine provisorische Übergangslösung bis Ratssaal und Bürgerbüro in einigen Jahren im Kotzenbergschen Hof eingerichtet werden.
Diana Ammer von der LINKEN fordert daher, dass ein Verkauf des Verwaltungsgebäudes erst nach Fertigstellen der als dauerhafter Ersatz gedachten Räume im Kotzenbergeschen Hof erfolgt. Es eid zudem davon auszugehen, dass nach abgeschlossenem Umbau des Sparkassengebäudes und abgeschlossener Sanierung des Kotzenbergschen Hofs das Grundstück des Verwaltungsgebäudes samt Parkplatz ein Vielfaches von dem wert sein wird, als die Summe, für die es aktuell dem Investor verkauft werden soll, zeigt sie sich überzeugt.
Abgesehen davon sind die Pläne des Investors für das Grundstück durchaus zu hinterfragen. Es soll nämlich nicht nur die Fläche des abzureißenden Gebäudes überbaut werden sondern auch die Fläche des danebenliegenden Gehsteigs an der Straße „Domensoot“ und des öffentlichen Parkplatzes zwischen Verwaltungsgebäude und Heerstraße.
Es ist aus Sicht der LINKEN unverständlich, warum hier ein funktionierendes Gebäude auf Betreiben des „städtischen Wirtschaftsförderers“ Krenz und des Bauamtes mit immensen Aufwand gegen jede haushalterische Vernunft verramscht werden soll, und die Stadt viel Geld in die Hand nehmen soll, um für wenige Jahre eine sehr unbefriedigende Notlösung zu schaffen. Aus städteplanerischer Sicht ist es völlig unverständlich, dass funktionierende Gebäude abgerissen und umgebaut werden sollen, obwohl an anderer Stelle seit vielen Jahren Leerstand und Verfall zu beobachten ist und nicht gehandelt wird.
Es ist auch zu befürchten, dass dann aus Kostengründen die Belange der Senioren, Behinderten und Familien hinten überfallen. Der Zugang zu den im jetzigen Rathaussaal einzurichtenden Büros soll laut Planung über die vorhandenen Treppenlifte außen an der Rathaustreppe und im Treppenhaus barrierefrei möglich sein. Doch diesen können nur unter Hilfestellung durch einen Verwaltungsmitarbeiter genutzt werden und sind für schwere Elektro-Rollstühle nicht geeignet. In der Burgscheune gibt es zwar einen Fahrstuhl, doch allein der Weg zur Burgscheune lässt sich aufgrund des Kopfsteinpflasters kaum als barrierefrei bezeichnen.
Diana Ammer zu den Plänen: „Hier sollen offensichtlich Tatsachen geschaffen werden, die den Wahlkampf einzelner Akteure vor Ort und den Interessen eines einzelnen Investors dienen sollen. Des weiteren ist zu befürchten, dass durch einen solchen Schnellschuss eine positive Stadtentwicklung unter Beteiligung der Bürgerschaft im Sinne des Bürgerdialogs und dem Entstehen nachhaltiger und allen Bürgern nutzenden Entwicklung verhindert wird.“