Abgezockt und ausgeschlachtet |
veröffentlicht von V. Ammer am 22.3.2014 |
Die Spanplattenproduktion in Horn steht vor dem endgültigen Aus. Sonae Indústria hat die Hoffnung auf eine Rettung des vormaligen Hornitex-Werks nicht erfüllt.
Ein Kommentar von G. Detering:
Nach fünfjährigen Insolvenz von Hornitex übernahm Sonae Indústria das Horn'sche Werk. Der Konzern ist ein portugiesisches Unternehmen der Sonae Gruppe und einer der größten Holzwerkstoffplatten-Produzenten der Welt mit mehr als 50 Beschäftigten. Sonae Indústria wird von Belmiro Mendes de Azevedo kontrolliert, mit einem Vermögen von 1,5 Milliarden Euro der zweitreichste Mann Portugals.
Die Gruppe gehört zu den 20 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung und dem höchsten Aktienumsatz in Portugal. Sonae besitzt 29 Produktionsstätten und Vertriebsstandorte in acht Ländern. In Deutschland ist die Firma Glunz AG aus Meppen Tochter des portugiesischen Unternehmens. Im Jahr 2012 belief sich der konsolidierte Umsatz von Sonae Indústria auf 1.321.000.000 Euro.
Für diese Übernahme hatte der Insolvenzverwalter das Werk in Horn durch Lohnverzicht der Arbeitnehmer/innen, Mehrarbeit für die einen und Arbeitsplatzvernichtung für die anderen, für den Investor "aufgehübscht". Sonae Indústria versprach den Betrieb wettbewerbsfähiger zu machen, doch die notwendigen Investitionen blieben aus. Angesichts der weltweiten Überkapazitäten auf dem Spanplattenmarkt war das auch von Anfang an nicht vorgesehen, wie die Aufgabe der Fertigungstiefen und der Veredelung schnell klar machte. Stattdessen wurden Mensch und Maschinen ausgepresst bis zum "Aus" der ganzen Spanplattenproduktion und der absehbaren Aufgabe des Standortes. Aber nicht "Fehlentscheidungen einer Konzernleitung" sind die Ursachen dieses Dramas, sondern der Zwang zur Konzentration des Kapitals, zu Rationalisierung und Ausbeutung in einem System, in dem allein der Profit im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns steht. Denn für Sonae Indústria ist die Ausschlachtung des Horn'schen Werkes ein Wettbewerbsvorteil im weltweiten Konkurrenzkampf. Verlierer sind vor allem die Beschäftigten, aber auch die Stadt Horn-Bad Meinberg und die Region.
Angesichts der laufenden Abwicklung des ehemaligen Hornitex-Werkes müssen für alle Beschäftigten angemessener Sozialpläne aufgestellt und Anschluss-Arbeitsplätze erreicht werden. So darf Sonae Indústria in Horn-Bad Meinberg keine "verbrannte Erde" hinterlassen und muss die Kosten für eine notwendige Sanierung der genutzten Industrieflächen übernehmen. Auch ist die Zukunft der sog. "Energiezentrale" (Müllverbrennungsanlage) nach dem Auslaufen der EEG-Förderung jetzt zu klären. Dazu wird es den entschiedenen Druck aller Betroffenen bedürfen.
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